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IV.

A narrow girdle of rough stones and crags,
A rude and natural causeway, interposed
Between the water and a winding slope
of copse and thicket, leaves the eastern shore
Of Grasmere safe in its own privacy.
And there myself and two beloved Friends
One calm September morning, ere the mist
Had altogether yielded to the sun,
Sauntered on this retired and difficult way.
– Ill suits the road with one in haste; but we
Played with our time; and, as we strolled along,
It was our occupation to observe
Such objects as the waves had tossed ashore –
Feather, or leaf, or weed, or withered bough,
Each on the other heaped, along the line
Of the dry wreck. And, in our vacant mood,
Not seldom did we stop to watch some tuft
Of dandelion seed or thistle’s beard,
That skimmed the surface of the dead calm lake,
Suddenly halting now – a lifeless stand!
And starting off again with freak as sudden;
In all its sportive wanderings, all the while,
Making report of an invisible breeze
That was its wings, its chariot, and its horse,
Its playmate, rather say, its moving soul.
– And often, trifling with a privilege
Alike indulged to all, we paused, one now,
And now the other, to point out, perchance
To pluck some flower or water-weed, too fair
Either to be divided from the place
On which it grew, or to be left alone
To its own beauty. Many such there are
Fair ferns and flowers, and chiefly that tall fern,
So stately, of the Queen Osmunda named;
Plant lovelier, in its own retired abode
On Grasmere’s beach, than Naiad by the side
Of Grecian brook, or Lady of the Mere,
Sole-sitting by the shore of old romance.
– So fared we that bright morning: from the fields,
Meanwhile, a noise was heard, the busy mirth
Of reapers, men and women, boys and girls.
Delighted much to listen to those sounds,
And feeding thus our fancies, we advanced
Along the indented shore; when suddenly,
Through a thin veil of glittering haze was seen
Before us, on a point of jutting land,
The tall and upright figure of a Man
Attired in peasant’s garb, who stood alone,
Angling beside the margin of the lake.
‘Improvident and reckless,’ we exclaimed,
‘The Man must be, who thus can lose a day
Of the mid harvest, when the labourer’s hire
Is ample, and some little might be stored
Wherewith to cheer him in the winter time.’
Thus talking of that Peasant, we approached
Close to the spot where with his rod and line
He stood alone; whereat he turned his head
to greet us – and we saw a Man worn down
By sickness, gaunt and lean, with sunken cheeks
And wasted limbs, his legs so long and lean
That for my single self I looked at them,
Forgetful of the body they sustained. –
too weak to labour in the harvest field,
The Man was using his best skill to gain
a pittance from the dead unfeeling lake
That knew not of his wants. I will not say
What thoughts immediately were ours, nor how
The happy idleness of that sweet morn,
With all its lovely images, was changed
To serious musing and to self-reproach.
Nor did we fail to see within ourselves
What need there is to be reserved in speech,
And temper all our thoughts with charity.
– Therefore, unwilling to forget that day,
My Friend, Myself, and She who then received
The same admonishment, have called the place
By a memorial name, uncouth indeed
As e’er by mariner was given to bay
Or foreland, on a new-discovered coast;
And POINT RASH-JUDGEMENT is the name it bears.

IV.

Ein schmaler Gürtel grober Stein und Klippen,
als holprig von Natur geschaffner Steg,
grad zwischen See und kurvenreichem Hang
voll Hauwald und voll Dickicht, überläßt
im Osten Grasmeres Ufern ungefährdet
die ihnen eigne Abgeschiedenheit.
An einem stillen Morgen im September,
noch eh’ der Nebel ganz der Sonn’ gewichen,
bummelten ich und zwei der besten Freunde
auf diesem einsamen und schwierigen Weg.
– Jemandem in Eile, wär gewiß
der Weg nicht recht, doch uns war Teil des Spiels
die Zeit, und als dahin wir schlenderten,
wir warn beschäftigt ganz, die Dinge zu
betrachten, die die Wellen hatten dort
an Land geworfen: Feder, Blatt und Kraut
und welker Zweig, gehäuft und aufgereiht
als trocknes Strandgut. So, wie wir gestimmt
auf Muße, hielten wir nicht selten an,
beobachtend ein Büschel Samenschirme
des Löwenzahns, den Bart von einer Distel,
hingleitend auf der Wasseroberfläche
des totenstillen Sees, dann plötzlich ohn’
Bewegung, leblos stehend still. Und wieder,
genau so launisch, unvorhersehbar
sich in Bewegung setzend, unterdes
durch all die spielerischen Wanderungen
von unsichtbarer Brise Kunde gebend,
die diesem Knäuel Flügel lieh, ihm Pferd
und Wagen oder Spielgefährte war,
sollt’ sagen, seine Seele, die’s bewegte.
– Wir hielten öfter an, der eine mal
und mal der andere; dies Privileg
zu trödeln, allen gleichermaßen war
es zugestanden, sei’s, um hinzudeuten
auf eine Blume oder Wasserpflanze,
vielleicht auch die zu pflücken, die zu schön,
um von dem Platz zu trennen, wo sie wuchs,
zu schön doch auch, um sie in ihrer Pracht
allein zu lassen. Dort gibt’s viele solche,
gar feine Farne oder Blütenpflanzen,
besonders jene hohe Staude Farn,
die, weil so stattlich, nach der Königin
Osmunda ward benannt, als Pflanze viel
entzückender an ihrem stillen Platz
an Grasmeres Stränden als Najaden, die
in Griechenland an eines Baches Rand,
und lieblicher als jene Frau am See,
im Sagenreich allein am Ufer sitzend.
– So also ging es uns den heitern Morgen.
Vom Felde her vernehmbar waren nun
Geräusche von Geschäftigkeit und Frohsinn,
von Schnittern, Männern wie auch Frauen, Bub
und Mädchen stammend. Solchen Tönen lauschend,
die Phantasie damit beschäftigend,
wir drangen weiter vor am Ufer dort
von Bucht zu Bucht, als plötzlich sichtbar wurde
durch einen dünnen Schleier Glitzernebels
an einem Punkt, wo Land ins Wasser ragt,
als große, aufrechte Gestalt ein Mann
in eines Bauern Tracht, alleine dort
am Rand des Sees mit einer Angel stehend.
„Wie sorg- und rücksichtslos“, fuhr’s uns heraus,
„der Mann muß sein, der mitten in der Ernte
versäumt nur einen Tag, wenn Arbeitslohn
gibt es genug, und wo man manches kann
sich speichern, um im Winter sich daran
zu freun.“ So also von dem Bauern sprechend,
wir kamen zu dem Platz, wo er mit Schnur
und Rute stand allein, und wie er so
den Kopf herwandte, uns zu grüßen, sahn
wir einen Mann mit eingefallnen Wangen,
gezeichnet von der Krankheit, abgemagert,
die Glieder ausgezehrt, so lang und dünn
die Beine, daß ich nur nach ihnen schaute,
den Körper, den sie stützten, ganz vergessend. –
Der Mann, der viel zu schwach, um auf dem Feld
die Ernte einzubringen, nutzte sein
Talent, sich einen Happen zu ergattern
aus diesem toten See, der ohn’ Gefühl,
der nichts von dieses Mannes Wünschen wußte.
Ich werd’ nicht davon sprechen, was da gleich
uns durch den Kopf ging, auch nicht, wie die Zeit
des heitren Müßiggangs an jenem Morgen
mit all den wunderschönen Bildern wich
dem Grübeln und dem Tadel an uns selbst.
Wir sahen ein, wie wichtig es doch ist,
daß man die Zunge zügelt, stets in die
Gedanken Mitgefühl und Nachsicht mischt.
- Mein Freund und ich und meine Schwester, alle
die damals wurden so ermahnt, als Denkmal,
um jenen Tag nicht zu vergessen, haben sie
der Stelle einen Namen zugedacht
so wunderlich, wie Seeleute an neu
entdeckter Küste Bucht und Kap benennen:
Sie LANDSPITZE DES VORSCHNELLN URTEILS heißt.

c. 1800, p. 1800

Fenwick Note: "1800. Der Charakter des östlichen Ufers
des Sees von Grasmere hat sich sehr verändert, seit diese Verse
geschrieben wurden, und zwar durch die Landstraße, die man am
See entlang geführt hat. Die Freunde, von denen hier die Rede
ist, waren Coleridge und meine Schwester, und die Begebenheit
hat sich genau so zugetragen, wie berichtet."

Anm. d. Übers.: „Osmunda regalis“ ist der Königsfarn.